Büdingen. Wie kann eine bunte, attraktive und pflegereduzierte aber vor allem klimaangepasste Bepflanzung im kommunalen Grün oder im eigenen Hausgarten aussehen? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Fachveranstaltung der Dorf-Akademie für Fach- und Privatpersonen, die am 07.06.2024 und 08.06.2024 in Büdingen stattfand.

In Kooperation mit dem Bund Deutscher Landschaftsarchitekt:innen (bdla Landesverband Hessen e.V.), dem Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Hessen-Thüringen e.V., dem Verein Wirtschaft.Regionalentwicklung.Wetterau e.V. und der Landesgartenschau Oberhessen 2027 gGmbH wurden den Teilnehmenden Einblicke in fachgerechte, klimaresiliente, stresstolerante und pflegereduzierte Baum- sowie Staudenpflanzungen geboten. Unter dem Motto „Bunt, klimaangepasst und pflegereduziert“ wurden unter dem Dach von „DORFundDU – Die Dorf-Akademie der LEADER-Region Wetterau/Oberhessen“ während der Veranstaltungen zahlreiche Experten zu diesem Thema gehört.

Vor dem Hintergrund der wandelnden Rahmenbedingungen durch den Klimawandel steigt die Bedeutung der Grün- und Freiraumgestaltung für die Aufenthaltsqualität in den Innenstädten sowie eine klimasensitive Stadtgestaltung. Bernd-Uwe Domes, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Wetterau GmbH, verdeutlichte zu Beginn der Veranstaltungsreihe die Bedeutung der Grün- und Freiraumgestaltung für die Aufenthaltsqualität. „Kernelemente zukünftiger Stadtentwicklung müssen die bewusste Zusammenarbeit mit Experten blau-grüner Infrastruktur, die systemische Verankerung von Bürgerbeteiligung sowie die Etablierung anschlussfähiger Verwaltungsstrukturen sein“, so Domes.

Miriam Förstle von der Landesgartenschau Oberhessen 2027 gGmbH hob hervor, dass „Klima, Umwelt, Biodiversität und entsprechende, auf die Veränderungen angepasste Bepflanzungskonzepte auf der Landesgartenschau Oberhessen im Jahr 2027 zentrale Themen sein werden“. Die Expertise der Veranstaltungstage möchte die Durchführungsgesellschaft daher auch in der Ausgestaltung von Flächen auf der Landesgartenschau präsentieren.“

10-Punkte-Programm für eine erfolgreiche und nachhaltige Baumpflanzung

Einen fachlichen Input der Veranstaltungsreihe übernahm Dr. Philipp Schönfeld. Er betonte die Bedeutung gesunder Stadtbäume angesichts des Klimawandels. Eine fachgerechte Artenauswahl, Standortvorbereitung, Pflanzung und Pflege sind entscheidend für ihre Klimamäßigung. Die notwendigen Maßnahmen und Arbeitsschritte für eine langfristig erfolgreiche und nachhaltige Baumpflanzung präsentierte Schönfeld in Form eines 10-Punkte-Programms. Die geplante Landesgartenschau in Oberhessen bietet die Möglichkeit, aktuelle Themen der Garten- und Landschaftsgestaltung sowie Pflanzenverwendung zu präsentieren. Sie ist daher eine ideale Plattform, um über „Klimabäume“ und Baumarten für die „Schwammstadt“ zu informieren, so Schönfeld.

Überlebenskünstler im Staudenbeet

Landschaftsarchitekt und Staudengärtnermeister Prof. Cassian Schmidt erklärte in seinem Vortrag die Herausforderungen von (halb-)schattigen Bereichen als Pflanzenstandorte. Stauden können dabei trotz Wachstumseinschränkungen oder Nährstoffkonkurrenz attraktiv gestaltet werden, wenn die Artenauswahl sorgfältig abgestimmt wird. Vor etwa einem Jahrzehnt waren Stauden im öffentlichen Grün noch selten, da Bedenken wie Kosten, Pflegeaufwand und Haltbarkeit im Vordergrund standen. Diese Einstellung habe sich zwischenzeitlich jedoch geändert. Zukünftig werden Stauden aus wärmeren Regionen eine wichtige Rolle in der Grünflächengestaltung spielen, insbesondere angesichts möglicher Bewässerungsbeschränkungen. Standortanalyse und eine darauf abgestimmte Pflanzenauswahl sind dabei entscheidende Faktoren, betont Schmidt.

Klimawandel als Türöffner eines erweiterten Pflanzensortiments

Durch die Klimawandelfolgen wie etwa trockene Frühjahre, heiße Sommer und feuchtere Winter, sei die grüne Branche zukünftig besonders gefordert, insbesondere wenn es um die Wasserversorgung und alternative Bepflanzungskonzepte geht, erläutert Dipl.-Ing. Bettina Jaugstetter. Gleichzeitig eröffnet der Klimawandel Möglichkeiten für ein erweitertes Pflanzensortiment aus südlichen und östlichen Regionen Europas. Welche Arten zusätzlich aus diesen Regionen genutzt werden können, in denen vergleichbare extreme Klimabedingungen herrschen, präsentierte Jaugstetter anhand der Staudenstreifen auf der Bundesgartenschau 2023 in Mannheim.

Farbenfrohe Staudenpflanzungen in Büdingen

Doch wie sehen mögliche klimaangepasste Pflanzungen im Wetteraukreis aus? Was gilt es zu berücksichtigen, welche Pflanzen eignen sich und wie sind diese zu pflegen? Dipl.-Ing. Anette Schött präsentierte die farbenfrohen Staudenpflanzungen der Stadt Büdingen, die im öffentlichen Stadtgrün seit über 20 Jahren angelegt werden. Die bunten, dynamischen und naturnah wirkenden Pflanzungen begleiten die Ortsdurchfahrt und werten den Kreisel erheblich auf. Gepflegt werden sie von den Gärtnern des städtischen Bauhofs, wobei pro Quadratmeter nur 4-5 Minuten Pflege im Jahr notwendig sind. Die kommunalen Staudenpflanzungen eignen sich auch hervorragend für den Privatgarten.

Abschließend hatten alle Teilnehmenden die Gelegenheit, bei einem Rundgang durch den Garten Kölsch und zu den straßenbegleitenden Pflanzungen in Büdingen praktische Tipps vor Ort zu erhalten und Fragen zu stellen.

Die Unterlagen beider Veranstaltungstage sind auf der Seite der Dorf-Akademie unter dem Reiter „Archiv“ einzusehen: https://dorfakademie.org/archiv/

Fachreferenten für kommunale Grünflächen (v.l.n.r.): Steffen Henrich (bdla – Bund Deutscher Landschaftsarchitektinnen), Miriam Förstle (Landesgartenschau Oberhessen 2027 gGmbH), Bernd-Uwe Domes (Geschäftsführer Wirtschaftsförderung Wetterau GmbH), Dr. Philipp Schönfeld (ehemaliger Leiter des Arbeitsbereichs „Urbanes Grün“ in der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau), Prof. Cassian Schmidt (Landschaftsarchitekt und Staudengärtnermeister), Dipl.-Ing. Bettina Jaugstetter (Landschaftsarchitektin), Sina Happel (LEADER-Regionalentwicklung) und Klaus Karger (Geschäftsführer Wirtschaftsförderung Wetterau GmbH). Es fehlen: Friedrich Feuchtmeyer (Fachverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Hessen-Thüringen e.V.) und Dipl.-Ing. Anette Schött (Landschaftsarchitektin)

Fachreferenten für private Hausgärten (v.l.n.r.): Volker Schwarz (Landesgartenschau Oberhessen 2027 gGmbH), Klaus Karger (Geschäftsführer Wirtschaftsförderung Wetterau GmbH), Sina Happel (LEADER-Regionalentwicklung), Dipl.-Ing. Anette Schött (Landschaftsarchitektin), Dipl.-Ing. Bettina Jaugstetter (Landschaftsarchitektin), Prof. Cassian Schmidt (Landschaftsarchitekt und Staudengärtnermeister), Bernd-Uwe Domes (Geschäftsführer Wirtschaftsförderung Wetterau GmbH)