LEADER-Förderperiode offiziell eröffnet / Unterstützung für große und kleine Projekte

Vorhang auf für die neue LEADER-Förderperiode in der Region Wetterau/Oberhessen. Unter dem Motto „Zukunft.Heimat.Gestalten“ kamen jetzt Bürgerinnen und Bürger, sowie Vertreterinnen und Vertreter von Vereinen, Unternehmen und Kommunen zusammen, um die neue LEADER-Förderperiode, die bis 2027 läuft, offiziell einzuläuten. Die Gäste hörten von Ideen für die Region, von Plänen, Neuerungen und engagierten Bürgern, die mithilfe der LEADER-Förderung einiges auf den Weg gebracht haben. Das Team der Wirtschaftsförderung Wetterau, das auch die Rolle des Regionalmanagements innehat, hatte dazu ins Alte Kino Nidda eingeladen, das mittlerweile auch als Pop-up Coworking-Space fungiert.

Knapp sechs Millionen Euro an Fördergeldern stehen den 19 Kommunen der LEADER-Region Wetterau/Oberhessen in den nächsten vier Jahren zur Verfügung, um Projekte rund um die Regionalentwicklung voranzubringen. „Das LEADER-Förderprogramm ist ein besonders wirkungsvoller Baustein zur Entwicklung des ländlichen Raums“, machte Klaus Karger, Regionalmanager und Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung, zu Beginn der Veranstaltung deutlich. Für den Wetteraukreis bekräftigte Matthias Walther, Erster Kreisbeigeordneter, dass die LEADER-Regionalentwicklung auch weiterhin tatkräftig unterstützt werde. Henrike Strauch, unter anderem Vorsitzende des LEADER-Beirats, dem Gremium, das über die Förderwürdigkeit der eingegangen Förderanträge entscheidet, ermutigte die Anwesenden, große und kleine Ideen an das Regionalmanagement heranzutragen, „um gemeinsam Neues für die Region zu schaffen“.

In der neuen Förderperiode sollen unter anderem neue Arbeitswelten im ländlichen Raum, sprich Coworking-Spaces, ebenso größeren Raum einnehmen wie ökologische Aspekte, Stichwort Bioökonomie, sowie nachhaltiges Konsumverhalten. Darüber hinaus soll es zwei flankierende Sonderthemen geben. Zum einen Projekte zur Interkommunalen Landesgartenschau (LGS), sowie Pläne, um Ortskerne langfristig lebendig zu erhalten oder wiederzubeleben. „Dafür braucht es Ideen und das Zutun von vielen“, sagte Karger.

19 Kommunen aus der Region dabei

Projektmanagerin Silvia Kirmis stellt heraus, dass dieses erste Treffen der neuen LEADER-Förderperiode dazu diene, einen Überblick zu bekommen. Das Fördergebiet selbst sei so groß und vielschichtig wie die Projekte selbst, die bereits in den Startlöchern stehen oder aber erst entwickelt werden müssen. Seit diesem Jahr gehören 19 Wetterauer Kommunen der Gebietskulisse der LEADER-Region Wetterau/Oberhessen an. Unterstützung können Kommunen, Kleinstunternehmer, Organisationen und Vereine erhalten. Gefördert werden zwischen 25 bis 80 Prozent der Nettokosten.

Eine besondere Rolle nimmt das sogenannte Regionalbudget für Kommunen oder Vereine ein. Gefördert werden Kleinprojekte bis zu einer Investitionssumme von maximal 20.000 Euro mit 80 Prozent der förderfähigen Brutto-Gesamtkosten. 17 Regionalbudget-Projekte können für das Jahr 2023 mit einer geplanten Summe von 137.000 Euro gefördert werden, so Kirmis.

Für die neue Förderperiode stehen auch schon einige LEADER-Projekte in den Startlöchern. Unter anderem stellte Henrike Strauch den OberhessenSteig vor, einen 182 Kilometer langen Wanderweg, der alle elf Kommunen der LGS miteinander verbindet. Der Vogelsberger Höhenclub aus Büdingen hatte bereits eine fertige Projektskizze vorgelegt.

Ein anderes Projekt ist die Dorfwärme Bleichenbach. Hier geht es darum, eine gemeinsame Wärmelösung für den Ort zu finden. Die Zustimmung im Ort ist groß, hieß es.

Die Stadt Butzbach und die Gemeinde Langgöns möchten einen Themenweg zum Demokratiepionier Friedrich Ludwig Weidig gestalten. Auf zwölf Kilometern, vom Geburtsort bis zur Wirkungsstätte, sollen verschiedene Stationen nachgezeichnet werden. Dabei soll es nicht nur um ein Naturerlebnis gehen, sondern auch darum, demokratiegeschichtliches Wissen zu vermitteln.

Daneben erzählte Dr. Agnes Model vom dasgute.Haus in Butzbach über die Pläne, ein Coworking-Netz aufzubauen. Zusammen mit Stefanie Krause hat Model dasgute.Haus als Treffpunkt mit vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten aufgebaut. Inzwischen ist dort auch das Regionalbüro der CoWorkLand eG untergebracht und das Team hilft, neue Standorte über Pop-up-Phasen hinweg bis hin zur Verstätigung zu etablieren. Langfristiges Ziel soll sein, eine Buchungsplattform einzurichten, die dann unter anderem für Unternehmen aus der Rhein-Main-Region interessant sein kann. Auch das Alte Kino Nidda will sich entsprechend für eine LEADER-Förderung bewerben, um langfristig auch als Veranstaltungsort finanziell auf eigenen Füßen stehen zu können.

Besondere Projekte: Dorfentwicklung und Landesgartenschau

Darüber hinaus rief Projektmanagerin Sina Happel zur Beteiligung an zwei herausgehobenen Projektgruppen auf. Diese beschäftigen sich mit Themen der LGS sowie der Ortsinnenentwicklung. Es ist geplant, etwa drei Treffen im Jahr einzuberufen, die jeweils von einem fachkundigen Paten oder einer Patin begleitet werden. Ziel soll es sein, die Akteure zu befähigen, eigene Ideen zu entwickeln und Netzwerke aufzubauen. Auch die Begleitung von strategischen Projekten für die Region soll ein Bestandteil der Projektgruppen sein. Das Regionalmanagement steuert Wissen über Fördermöglichkeiten bei. „Wer die Termine zum Mitmachen erhalten möchte, kann sich für den Newsletter der Regionalentwicklung anmelden“, lud Happel ein.

Im Rahmen der Dorf-Akademie soll es ab 2024 auch die Möglichkeit zu einer städtebaulichen Erstberatung für Häuser in historischen Ortskernen geben. Damit die Dorfkerne nicht aussterben, sollen Bau- oder Umbauinteressierte einen Gutschein für den Besuch eines versierten Architekten bekommen. Im Zuge dessen sollen Hilfen zur Gestaltung oder die fachliche Begleitung von Investitionswilligen gelenkt werden. Das Informationsangebot bzw. die Gutscheine sind für Interessierte kostenfrei. Eine Dokumentation erläutert am Ende, was es bei jedem einzelnen Projekt zu beachten gilt.

Mit einem anderen Projekt soll der Blick von außen für frische Ideen in den Dörfern der Region sorgen. Studenten der Fachrichtung Wirtschaftsgeographie, Mobilität und Raumentwicklungspolitik der Justus-Liebig-Universität in Gießen haben sich bereits im vergangenen Wintersemester acht Dörfer in der Region vorgenommen, Vorhandenes begutachtet, viele Projekte angeregt und Ideen beigesteuert, insbesondere im Hinblick auf die LGS 2027. Eine zweite Runde in weiteren Orten der Region ist für das nächste Wintersemester geplant.

Einen aktuellen Stand zur Planung der interkommunalen LGS lieferte Thomas Hellingrath, einer der beiden Geschäftsführer Landesgartenschau Oberhessen 2027 gGmbH. Untersuchungen aus vergangenen Veranstaltungen dieser Art zeigen, so Hellingrath, dass auch immer mehr Männer zu den Gartenschauen kommen, das Publikum jünger wird und die Besucher immer weniger mit dem Auto und immer mehr mit anderen Verkehrsmitteln anreisen, etwa mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die LGS sei mithin ein Gewinn für viele Menschen in der Region. Circa 90 Projektideen gibt es für die LGS. „Die werden wir nicht alle verwirklichen können“, so Hellingrath. Es gibt vier Hauptstandorte, in denen besonders herausgehobene Projekte verwirklicht werden: Bad Salzhausen, Büdingen, Echzell und Gedern.

Abschließend berichtete Bernd-Uwe Domes, Regionalmanager und Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung, über den aktuellen Stand der Dinge in Sachen nachhaltige Mobilität im ländlichen Raum. Diese sei sowohl für die LGS, aber auch darüber hinaus, wichtig. Er kündigte für das vierte Quartal ein zweites Regionalforum zum Thema „Mobiles Oberhessen“ an.