Interessierte treffen sich in Diebach am Haag, um Chancen und Möglichkeiten der Dorfentwicklung zu besprechen – Wirtschaftsförderung Wetterau GmbH zeigt vielfältige Fördermöglichkeiten

Die Wetterau ist eine ländlich geprägte Region. Besonders am Rande des Einzugsgebiets der Rhein-Main-Region, prägen kleine Ortschaften das Bild. Eines diese Dörfer ist Diebach am Haag. Den etwa 550 Einwohner zählenden Ort umgibt nicht nur eine bestechend schöne Landschaft, von vielen Punkten aus dem Ortskern heraus wird der Blick auf die majestätische Ronneburg gelenkt, die auf einer Erhöhung in der Nähe thront.

Darüber hinaus bildet Diebach am Haag, ein Ortsteil Büdingens, ein wichtiges Einfallstor für die interkommunale Landesgartenschau in vier Jahren. Ein Grund mehr für die Wirtschaftsförderung Wetterau (wfg) Ortsvertretern, Bürgern sowie alle weiteren Interessierten zu einem Treffen unter dem Motto „Dorf mit allen Sinnen“ einzuladen. Auch Büdingens Bürgermeister Benjamin Harris sowie die Erste Stadträtin Katja Euler waren gekommen, um zu erfahren, welche Ideen die Büdinger Landschaftsarchitektin Anette Schött und der Bad Nauheimer Architekt und Vorsitzender des Denkmalbeirats Wetterau, Gustav Jung, den Teilnehmern aufzuzeigen hatten.

LEADER und Regionalbudget

Wfg-Geschäftsführer Klaus Karger lobte die aktive Dorfgemeinschaft, die Wertvolles erhalte, „aber gleichzeitig den Finger am Puls der Zeit hat“, sagte er. Ziel dieses Treffens, das vor einem Jahr in ähnlicher Form bereits in Lißberg (Ortenberg) stattfand, ist es, einerseits Potenziale mit Blick auf architektonische und gestalterische Möglichkeiten zu lenken, andererseits, „um Hinweise zu geben, welche Fördermöglichkeiten für einzelne Projekte genutzt werden können“, konkretisierte Projektmanagerin Sina Happel das Treffen, das im Rahmen der Dorf-Akademie stattfand. Neben verschiedenen Möglichkeiten über eine LEADER-Förderung wies Happel bei der Begrüßung auch auf das sogenannte Regionalbudget hin, mit dem bis zu 16.000 Euro für bauliche Veränderungen auf dem Mehrgenerationenplatz gewährt werden kann.

So verwies Ortsvorsteher Waldemar Steinbring auch gleich zu Beginn des Treffens auf die Pläne für den Mehrgenerationenplatz, der dieser Tage sowohl als Treffpunkt für Boule-Freunde sowie für Feste dient, aber auch als Abstellplatz für Caravans. Das Erscheinungsbild soll nach den Wünschen der Dorfbewohner verschönert werden. „Dazu gehört eine neue Silhouette für die Trafostation ebenso wie eine Schaukel und eine Holzliege mit Blick auf die Ronneburg“, so Steinbring.

Direkt gegenüber vom Treffpunkt verwies Anette Schött auf „ein wunderbares Beispiel für einen gelungenen Bauerngarten“, der als Entrée einen schönen Blickfang biete. Schließlich solle die Landesgartenschau ja auch und gerade die Lust am Gärtnern fördern, sagte sie. Weniger gelungen wirkte dagegen die schmucklose Fassade eines Hauses, das von einem Rasen eingerahmt wird. Hier würde es sich anbieten, einen Baum zu pflanzen, empfiehlt Architekt Jung. Eine schnelle und kostengünstige Möglichkeit, um das Gesamtbild deutlich aufzulockern. Der Besitzer habe bereits wohlwollend auf den Vorschlag reagiert, so Jung.

Ein um sich greifendes Problem folgte auf dem Fuße: Auf einer einst vielleicht schönen Anlage wurden nun Parkplätze eingerichtet. Angesichts der steigenden Zahl von Autos vielleicht notwendig, aber letztendlich in Diebach am Haag, einem sogenannten „Straßendorf“, keine Lösung, die auf ein schönes Erscheinungsbild einzahlt.

Neben Gebäuden, die durchaus noch Potenzial haben, wurden auch bereits restaurierte Anwesen bestaunt, deren Besitzer bereits Vieles richtig gemacht haben und den Charme, trotz moderner Elemente, erhalten haben. Doch immer wieder wurden auch die Probleme einer alternden Gesellschaft deutlich. So etwa an einem Grundstück, auf dem im Vordergrund das alte, bereits leidlich mitgenommene frühere Wohnhaus verfällt, und im hinteren Teil neu gebaut wurde. Auch hier wies Sina Happel auf die Möglichkeiten hin, verschiedene Elemente fördern zu lassen. „Sprechen Sie uns an, wir helfen Ihnen bei jedem einzelnen Schritt für Ihr Projektvorhaben“, bekräftigte sie. In diesem Zusammenhang berichtete Happel auch von der Möglichkeit, das Haus umzubauen und dann als Feriendomizil anzubieten.

Ein Bewohner, der ganz viel macht, lebt in der Altwiedermuser Straße. Er hat mit viel Eigenleistung ein Haus, das etwa 1700 erbaut worden ist, behutsam von alten Bausünden befreit und saniert nun Stück für Stück das gesamte Anwesen, unter anderem, indem er Lehmsteine verwendet. Vielfach seien früher Zement und Acrylfarben eingesetzt worden, um ein Fachwerkhaus zu „modernisieren“, erzählen zwei Handwerker, die auf historische Bauten spezialisiert sind. Heute weiß man: Die Kombination schadet nicht nur den Holzbalken, sondern dem gesamten Haus. Ein Gebäude könne mit dieser unheilvollen Kombination nicht mehr „atmen“. Das sei bei Lehmbauten ganz anders. Aber diese Erkenntnisse würden selbst vielen Handwerkern erst langsam wieder bewusst.

Mit geplanter Bepflanzung Blickpunkte setzen

Eine klimagerechte Bepflanzung konnten die Besucher vor einem der zentralen Gebäude im Ortskern bewundern. Dort, wo ein Kindergarten, die Feuerwehr und das Dorfgemeinschaftshaus untergebracht sind, hatte Landschaftsarchitektin Anette Schött auf einem kleinen Areal Ideen für ein einfach zu pflegendes Staudenbeet vorgestellt. Ihr Tipp: Zuerst sollte man schauen, welche Pflanzen für den Standort passen, sollte Höhenunterschiede und Blühzeiten variieren, um so möglichst große Vielfalt zu erhalten. „Dafür gibt es heute schon fertige Blühmischungen“, so Schött. Danach gehe es darum, den Untergrund gut vorzubereiten, sprich, vom Unkraut zu befreien. Um Wirkung zu erzielen, benötige man ausreichend Pflanzen, die in Gruppen angeordnet werden. Abschließend hatte die Expertin Basaltlava aus der Eifel ausgelegt. Den gebe es in verschiedenen Farben und Körnungen, zudem sei er ein reines Naturprodukt, das nur sehr langsam verwittere.

Den verdienten Abschluss nahmen die Teilnehmer auf dem Hof von Familie Heinz ein. Das einst renovierungsbedürfte Anwesen wurde mit viel Liebe zum Detail in den 1980er-Jahren wieder zum Leben erweckt und bildet heute einen Blickfang, der abseits der Straße entdeckt werden will. Hier wurde ein vielfältiger Imbiss gereicht, unter anderem mit Eis vom Bauernhof der Familie Gerth aus der Nachbarschaft.

Wie geht es weiter?

Wfg-Geschäftsführer Bernd-Uwe Domes wies abschließend darauf hin, dass es eine zweite Runde der Zusammenarbeit mit Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) geben werde. Unter dem Stichwort „Den Blick für die Potenziale der Dörfer weiten“, werden sich erneut Studierende des Masterstudiengangs „Wirtschaftsgeografie, Mobilität und Raumentwicklungspolitik“ im nächsten Wintersemester mit der Struktur, den Chancen und Möglichkeiten der Dörfer in der Wetterau beschäftigen. Bewerbungen liegen auch von den Herrnhager Dörfern – Diebach am Haag, Lorbach und Vonhausen – vor. „Da bekommen die Orte ganz praktische Beispiele, was sie im Hinblick auf die Landesgartenschau tun können“, so Domes.

Darüber hinaus ist ab dem kommenden Jahr eine regelmäßige digitale Fördersprechstunde des Regionalmanagements geplant, kündigte Domes an. Ziel sei es, Interessierte aus allen 19 Kommunen der LEADER-Region Wetterau/Oberhessen zu unterstützen und aufzuzeigen, welche Möglichkeiten der Förderung für ihre persönliche Projektidee bestehen.